Donnerstag, 3. Juni 2010

Es bleibt kein Auge trocken



Das Linzer Auge - Unglückskeks unter den Denkmal gewordenen Mehlspeisen.



Dienstag, 1. Juni 2010

Berichte einer Kulturfolgerin, Teil V

Wollen wir wieder über die meteorologische Situation des Landes sprechen? Also ich nicht, denn ich bin’s schon zufrieden, wenn’s nicht schneit. Lieber erzähle ich Ihnen was Schönes aus der Welt der Kultur.



Den künstlerischen Augenblick des Monats hat mir Hannes Langeder mit seinem selbstgebastelten Porsche „Ferdinand“ geschenkt. Der ist gülden und perfekt kopiert, statt hunderter PS sitzt aber nur ein Radfahrer drin. Als Langeder damit durch Linz rollte, kam es auf dem Taubenmarkt zu einer kurzen Begegnung mit einem echten, identischen Porsche – beide glitten in Schritttempo, mit großen Augen aneinander vorbei. „Ferdinand“ ist bis 16. Juni im Lentos zu sehen.



Durchwachsen sieht’s in der Linzer Kinolandschaft aus. Zwar konnte das Crossing Europe die BesucherInnenzahlen steigern; Probleme drohen aber bei der weiteren Finanzierung. Dabei ist alleine die Nightline den Besuch wert – auch wenn die versprochene Lydia Lunch dem Eyjafa… äh dem Vulkan zum Opfer fiel. Sorgen macht sich auch Wolfgang Steininger, Kinobetreiber und ungewollt cineastischer Monopolist in Linz. Durch Gesetzesnovellen und die notwendige Digitalisierung bangt Steininger um den Erhalt des City Kinos. Wir bangen mit.
Was war sonst? Die Kunstuni hatte eine schöne Idee für die Einladung zu den Tagen der offenen Tür Kunstuni:





Die KUPF fand für ihren Innovationstopf allerlei pfiffige Ideen zum Thema „Mit Sicherheit“, die dank Subventionen des Landes anständig prämiert wurden. Im Architekturforum afo ist bis September die Ausstellung „Reclaiming Space“ zu sehen, die sich mit der Nutzung von urbanen Leerständen auseinandersetzt. Gelobt werden muss auch die Reihe „Markierungen – Gespräche zur kulturellen Vielfalt“, die ihrem Namen Ehre macht. In Wels schließlich (damit wir nicht nur in Linz kleben) las der Austrofred im MKH und brachte den Menschen Freude.



Gerne würde ich Ihnen jetzt vom Linzfest erzählen, aber dazu müsste ich schwindeln, denn es hat nach Redaktionsschluss stattgefunden. So will ich von meiner großen Vorfreude künden. Abschließend könnte ich noch erwähnen, dass Linz seit einigen Monaten seine erste, monatlich stattfindende Lesebühne namens „Original Linzer Worte“ hat. Ich tu’s aber nicht, denn Schleichwerbung in eigener Sache ist unschicklich.

Samstag, 1. Mai 2010

Berichte einer Kulturfolgerin, Teil IV



Mit in der Printausgabe zensuriertem Schlusssatz:


Hier wird gern mal mit der Witterung begonnen, Sie kennen das ja mittlerweile. Das ist ein sehr konsensorientierter Kolumneneinstieg, wie ich finde, denn der April hat der Hofratswitwe genauso die Frisur zerstört wie der Würschtlverkäuferin. So will ich mit dem Frühlingserwachen beginnen. Es zeigte sich nämlich, dass die Kunst doch für etwas gut ist: Nach dem gleichnamigen Fest von Kunstuni und Landestheater stellte sich tatsächlich der Frühling ein, der sich bis dahin einen Lenz gemacht hatte. Und nebenbei war’s auch noch eine äußerst nette Geselligkeit mit einem feinen Konzertreigen.




Was noch, was noch? Die Bernd-Pfarr-Ausstellung im MKH etwa. Ein großes Plaisir, wenn man beim Kunstkonsum Bauchweh vom Lachen bekommt. Die Folgeausstellung „Inszenierte Fotografie“, bei der die Workshop-Ergebnisse junger FotografInnen präsentiert wurden, siedelte an einem anderen, aber ebenso guten Ende an. Apropos pfiffige Ausstellungen: Die Linzer Biennale Cuvée mit Gegenwartskunst aus 18 verschiedenen Ländern im OK und im Power Tower war eindeutig gelungen. Eine Ausstellung ist noch zu sehen: Das Archiv der Stadt Linz zeigt noch bis 27. Mai „Linz 1984 – 2009. Von der Industriestadt zur Kulturhauptstadt“ im Wissensturm. Schon alleine wegen der Klangwolken-Tiere einen Abstecher wert.




Wenn Sie dies hier lesen, wird das Crossing Europe Filmfestival auch schon wieder vorbei sein. Was bleibt, ist der Wunsch nach einem Budget, das die Verantwortlichen nicht jedes Jahr ans Existenzminimum bringt. Crossing Europe ist eine wahre Zierde für die Stahlstadt.




Sodann möchte ich mit aufgeregter Freude verkünden, dass nicht nur das O-Heim Open Air heuer stattfinden wird (2. und 3. Juli), sondern auch die Goldenen Zitronen ebendort auftreten. Neben allerlei anderen feinen Musik- und Krachproduzenten.

Jetzt bleiben noch zwei Mitteilungen von gelungenen Nachnutzungen: „Golf the House“, Österreichs kniffligster Indoor-Golf-Parcours, bleibt noch mindestens bis Ende Mai im Stadtkeller. Und! Das Sommerkino zieht heuer aufs Dach des OK und nistet sich in den Bauten des Höhenrauschs ein. Das sind alles tadellose Sachen.

Apropos tadellos, nur andersrum: Das drehfaule Linzeraug bekommt jetzt einen Elektroantrieb. Könnte denn da nicht die Stadtwache eingesetzt werden, anstatt Strom zu verschwenden?

Donnerstag, 1. April 2010

Berichte einer Kulturfolgerin, Teil III: Alles bummvoll, aber schön

Der März war von Zweierlei geprägt: von einem herben meteorologischen Rückschlag und von allerlei Literarischem. Über das Wetter haben Sie wohl schon mit ihrer Friseurin gesprochen, meine Meinung mag sie da gar nicht mehr interessieren.
Erzähle ich Ihnen halt was über das geschriebene Wort. Herta Müller war in Linz. Der Redoutensaal war bis auf den letzten Platz voll. Und doch war’s während der im Übrigen sehr packenden Lesung so mucksmäuschenstill, dass kaum einer der 500 anwesenden Menschen es wagte, über das knarzende Parkett zu schleichen; insbesondere nachdem schon zu Beginn die Fotografenmeute (ja, ich gestehe!) die Nobelpreisträgerin aus dem Konzept zu bringen drohte.


Nicht aus dem Konzept bringen ließ sich der freundliche Arno Geiger. Bei seiner Lesung anlässlich der Eröffnung des Herminenhofes in Wels (apropos: Der ist eröffnet!) hätte er sich mehr Ruhe verdient. Ständig wieselte ungeduldiges Volk ein und aus, stets begleitet von fiepsendem Instrumentenklang und dem lauten Geplauder von außen.
Noch etwas zum Thema „bummvoll“? Ja doch: Die Lesung von Waltraud Anna Mitgutsch aus ihrem neuesten Roman im Stifterhaus. Immer wieder bestraft das literarische Leben die zu spät Kommenden. Der erste Abend im neueröffneten Keplersalon war auch mehr als gut besucht. Und das trotz des Themas – den Ausführungen über dunkle Materie konnten bestimmt nicht alle folgen (ja, ich gestehe!); daran änderte auch der unter leichtem Alkoholeinfluss stehende Erklärungsversuch eines Politikers hinten in der Bar nichts (au contraire, wie der Franzos’ da gern sagt).


Noch zu berichten ist von der Präsentation der lustigen Filme des qujochoe-Kollektivs. Im Dezember hatten sie im Linzer Bahnhof pfiffigen Schabernack getrieben. Sind wir schön genug für den schönsten Bahnhof Österreichs? Und was passiert, wenn ich die Gesichtskontrolle nicht bestehe?! Sehen Sie selbst: http://www.qujochoe.org/hub/


Schließlich muss noch über „Golf the House“ im Linzer Stadtkeller gesprochen werden. Die ungewöhnlichste Innengolfanlage Österreichs unter dem Hauptplatz ist unbedingt sehenswert. Und gar nicht so leicht zu absolvieren, wie sogar ein zufällig anwesender Golfprofi befand. Ein schneller Besuch lohnt sich, denn eigentlich hätte „Golf the House“ schon am 31. März wieder ausziehen müssen (http://www.golfthehouse.at/). Was betrüblich wäre.

Montag, 1. März 2010

Berichte einer Kulturfolgerin: Gib den alten Resten der Kulturhauptstadt eine Chance

Eigentlich wollte ich heuer der verblichenen Kulturhauptstadt ja öfter entfliehen. Aber kaum setze ich einen Fuß aus der Stadt, heben Schneestürme oder Verschnupfungen an. So glich es einem schier heroischen Akt, im Februar die Flauschpatschen abzulegen.
Die wären aber kein adäquates Outfit für die Buben von „Element of Crime“ gewesen. War deren Konzert vor vier Jahren krankheitsbedingt eher mau gewesen, brachten die vier Berliner dieses Mal im Posthof viele Menschen zum romantischen Gluchzen. Ihr „Gib’ alten Resten eine Chance“ sangen sie heuer zwar nicht, sie schenken mir mit diesem Song aber ein wunderbares Motto für diese Kolumne.
Die Reste der Kulturhauptstadt lösten nämlich eine Menschenansammlung aus, die es locker mit einem Ikea-Samstag aufnehmen konnte. Halb Linz wühlte sich beim ‚09-Flohmarkt in der Hafenhalle durch die Überbleibsel. Von der Schweinemaske bis zur ganzen Bar, vom ordinären Kaffeehäferl bis zum Bühnenbild von „Maria Stuart“. Die Preise waren zum Teil noch überraschend hoch – wer zahlt denn 15 Euro für eine fast abgelaufene Bierkiste? Insgesamt aber amüsant.
Ein gutes Überbleibsel aus dem Kulturhauptstadtjahr ist auch das Pixelhotel. Das ist zwar nicht billig, aber wann kann man sich schon ein ganzes Hausboot für einen Tag kaufen (darüber demnächst mehr)?
Was gibt’s sonst noch zu berichten? Amüsiert hat das Abschiedsgespräch mit Siegi Janko, dem frisch pensionierten Kulturdirektor der Stadt Linz: „Ich hätte Heller mit faulen Eiern beworfen und sein Büro besetzt“, sagte er auf die Frage, wie die Freie Szene mit dem Intendanten des Kulturhauptstadtjahres seiner Meinung nach hätte verfahren sollen.
Schön war auch der Musentempel der Phoenix-Damen Lisa Fuchs und Judith Richter im Salzstadl. Jede Initiative, den Montag in Linz kulturell aufzuwerten, sei willkommen. Verwaist ist nun der Sonntag im Strom. Nach zweieinhalb Jahren endet „A Love Supreme“. Wo wird denn dann jetzt noch Jazz aufgelegt in dieser Stadt?
Doch ich klage auf hohem Niveau. Der Frühling kommt sicher auch bald, und mit dem kommt die Stadtflucht.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Aggressionen ersticken im Ramsch

Ich mache ja nicht gerne Schleichwebung. Lieber ist mir lautes Marktschreien mit ordentlicher Bezahlung. Also: Volvo ist spitze - je größer, desto besser! Nichts gegen Smart und das andere Kleinvieh, aber wenn dir im öffentlichen Verkehr auf Schnee hinten ein riesiger Kipplaster reinrumst, sitze ich lieber in einem S80. Meine Kontonummer: 1013984, BLZ 34180, danke.


Was passiert aber angesichts großer Bedrohungen? Richtig, eine Übersprungshandlung. Die Mutzikatze kratzt sich vor dem Feind hinterm Ohr, das Hendi pickt nach einem unsichtbaren Korn. Die Frau geht schoppen.

Wie praktisch, dass der Unfall sich gleich neben der Hafenhalle zutrug, und dass genau dort der Linz'09-Flohmarkt stattfand, zu dem wir ja eigentlich fahren wollten. So konnten wir flugs unsere adrenalinbedingten Aggressionen an anderen Ramschjägern ausleben.

Psychohygienisch tipptopp!

Montag, 25. Januar 2010

Element of Crime für die, die im Posthof nicht dabei waren


Schön war's!

Oder wollt ihr jetzt noch mehr Text?
Nun gut, dann will ich noch anfügen, dass es nicht der Etikette entspricht, einem solchen Konzert mit Rauflust im Blut beizuwohnen. Schon gar nicht unmittelbar hinter mir. Das nächste Mal, ihr zwei unbekannten Rabauken, werde ich euch eine anpeilen, bevor ich wieder romantisch auf die Bühne gluchze.
Dort oben stund im übrigen der schon vom bloßen Hinschauen sympathische Bassist David Young, dessen bärige Performance einen schlanken Fuß in meiner Anschauung machte.
Und hier schreibt der Herr Regener über seine Eindrücke von Linz und postet zwei der weltschlechtesten Fotos der Stadt. Ein weiteres ist eine dreiste Fälschung. Ich begrüße solches Kunstwollen, schon alleine kraft meines Amtes als kritiklose Freundin des gesamten EoC-Wollens. Gerne würde ich dem Regener mal was über die Nibelungen im Donauwasser erzählen, aber das hat Zeit bis 2014.
Das obangeführte Bildnis habe ich dirnixmirnix aus dem Internet geflaucht. So ist das.

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Linz verendet

Die Kulturhauptstadtskarawane zieht weiter, ich belle ihr nach. Viertes und letztes '09-Gemosere für die "Streifzüge"

In wenigen Tagen wird sich in einem gloriosen, strahlebunten Feuerwerk die Kulturhauptstadt aus Linz verabschieden. Nun liegt ja der historische Sinn der Silvesterböllerei im Vertreiben böser Geister. So eine Interpretation hat aber Linz’09 nicht not. Denn: Es hat statt fieser Geister viele Gäste nach Linz gebracht. TschiTsching! machen die Registrierkassen.

Der neu geweckte Widerspruchsgeist wird uns Eingeborenen hoffentlich auch noch eine Weile bleiben – bevor die kritische Betrachtung der Kulturhauptstadt wieder zum stadttypischen Gesumpere abflacht.

Wir kritisieren und resümieren, dazwischen kaufen wir noch schnell die Überbleibsel im Linz’09-Shop. Schneekugeln in rosa, oder „Ich war dabei!“-TShirts in hellblau um okkasionelle 5 Euro. Denn am Ende wollen wir dann doch alle dabei gewesen sein, obwohl wir so viel gemault und gejault hatten.

Grund dafür gab es schon. Bis heute zieht sich die Malaise mit dem Linzer Auge durch. Denn es dreht sich doch nicht. Faul dümpelt das als Prestigeobjekt angepriesene Nudlaug’ in den trüben Fluten der Donau. Andererseits! Sollte es nicht zum Mahnmal der revolutionären Anstrengungsvermeidung in Zeiten unannehmbarer Arbeitsbedingungen umgedeutet werden? Es könnte ja jemand „Ich spiel’ da nicht mit!“ draufsprühen, oder „Es dreht sich nicht alles ums Geld“.

Es heißt übrigens, die Intendanz könne der Stadt sogar Geld retournieren. Das hätte die Freie Szene gern. Sie fürchtet, dass die Fördermittel künftig für die Bespielung der neuen, teuren Kulturbetonsärge draufgehen. Das AEC hat’s vorgemacht, als es MitarbeiterInnen „freisetzte“ – letztendlich zugunsten der Funkelfassade. Daran muss sich der Umgang der Stadt mit Linz’09 messen lassen.

Böse Worte müssen auch den Heeresnachrichtendienst treffen. Der hat unter anderem die Kennzeichen der BesucherInnen des Linz’09-Projekts Subversivmesse aufgeschrieben und ausspioniert. Könnte ja einer der Clownsrebellen einem FP-Politiker defaitistisch eine lange Nase drehen und damit dessen religiöse Gefühle verletzen. Was für eine Bestätigung der Veranstalter! „Auch wenn ich paranoid bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht trotzdem verfolgt werde.“ Mit Ihrem Steuergeld, falls jemand noch ein Argument braucht, um sich über solche Machenschaften zu echauffieren.

Apropos überwacht: Scharf ist das Linzerauge des Fahrscheinkontrollors. In der Bim wird so lückenlos kontrolliert wie nie zuvor. Ob das wegen der vielen potenziell zahlungsunwilligen KulturfolgerInnen passiert? Bei 11 Prozent mehr Gästen müssen doch auch schwarze Schafe zu scheren sein. Diese Form der öffentlichen Verkehrsmittelbewirtschaftung ist schlicht und ergreifend unsympathisch.

Für übermotivierte Schwarzkappler und untermotivierte Schwimmplattformen kann die Organisation von Linz’09 wirklich nichts. Wir wollen sie jetzt auch nicht mehr dögeln, denn das nahende Ende unseres Kultur-Sonderstatus macht uns milde, ein bisschen wehmütig sogar.

Ja, es gab nicht wirklich einen roten Faden im Programm. Ja, viele Projekte wurden nie realisiert. Ja, die `09er agierten zum Teil hochnäsig und umständlich. Aber: Etliches, wie etwa das gelbe Bellevue über der Autobahn, das Haus der Geschichten, der Keplersalon, die Subversivmesse, der kranke Hase etc., war gut. Sehr gut sogar. Es war angenehm, ein wenig mehr internationale Aufmerksamkeit zu bekommen als üblich, klar. Auch wenn es oft Schelte für die am Ende doch nicht wirklich pulsierende Stahlstadt gab. Immer nur her damit, wir haben ja auch selbst gescholten und werden das weiter tun.


http://www.streifzuege.org/2009/kulturhauptstadt-linz-verendet#more-5709

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Bildung im öffentlichen Verkehr

Hier ein Originaldialog aus der Bim in Linz, Auwiesen ("LA"), die Gesprächspartner halten illustrative Bierflaschen in der Hand:

"Slowenien is jo in da Tschechei!"
"Wous?"
"Ah, in Jugoslawien, hob' i gmaant."
"Ts. Üwa Geschichte redn ma moang weida."
"Geographie, maanst."
"Genau, woit i eh sogn."

Montag, 14. Dezember 2009

IC "Scheiß ÖBB" voraussichtlich 35 Minuten verspätet

Vorweihnachtlicher Privatkonkurs, Lichtinsuffizienz, Schneematsch im Schnürstieferl oder Dämonen in der Therme - der Winter kennt viele Arten, uns zu necken. Hier in der schwindenden Kulturhauptstadt können uns diese klimatischen Missstände aber nicht an. Kurios eigentlich, denn nirgendwo sonst ist der Winter grauslicher und unnötiger als im Zentralraum.
Das Geheimnis unserer kontrafaktischen Fröhlichkeit: der weltschönste Bahnhof von Österreich.

Einst war der Linzer Bahnhof ein schmieriges Transportabfertigungskombinat, in dem man wenig zwischen Zuckerrüben und Geschäftsreisenden unterschied. Menschen mit gesplissenen Haarspitzen und dreckigen Fingernägeln lungerten in unmodischer Kleidung neben den rostigen Gleisen und murmelten adjektivgespickte Sätze.

Heute: Eine Reisewohlfühloase in futuristischer Transparentarchitektur, die uns für einige Stunden die transzendentale Obdachlosigkeit des postmodernen Subjekts vergessen lässt. Die musikalische Tapete kommt nicht mehr vom Band, sondern wird von den Zugbegleitern nach deren Dienstschluss mundgeblasen.

Charmantes Dienstpersonal in gutsitzenden Uniformen achtet darauf, dass die Passagiers-Aspiranten adrett gekleidet sind und gängigen westlichen Schönheitsvorstellungen entsprechen. "Uns ist wichtig, dass die Kinder gesunde Zähne haben", sagt Thomas Philipp, Leiter der Abteilung Aesthetic Human Interior Engineering der ÖBB. Wesentlich für das Gelingen des öffentlichen Raumes sei auch das Commitment der Nutzer. "Schiache Leute sollten lieber erst in Attnang Puchheim zusteigen", präzisiert eine Dame am Info-Schalter im VIP-Lounge-Bereich.



Ein großes Problem haben die ÖBB in Linz erstmals gelöst. Dank ausgefeilter logistischer Systemoptimierungen können Zuckerrüben endlich ohne Verzögerung von Alkoven nach Wien West oder Paris und Venedig transportiert werden:

90 Prozent der Plätze im neuen, superschnellen Railjet sind den Rüben vorbehalten, Passagiere dürfen nur mit einer kostenpflichtigen Reservierung einsteigen.


"Klar kann es durch die dadurch entstandenen Verspätungen für Menschen zu leichten Frustrationserlebnissen kommen", erklärt der hauseigene Mobilitätberater Boris Dures, ehemaliger usbekischer Infrastrukturminister. "Dafür ersuchen wir um Ihr Verständnis."

Sehr gut angenommen wird das Angebot, Namen für einzelne Linien zu kaufen. "Wiener Einkaufstraßen" rangiert auf der Hitliste ganz oben, deutlich vor dem zweitgereihten "Erlebnis Demokratie", deren Ergebnis die ÖBB ja letztendlich sind.

Die Redaktion der Lebensbeichte konnte der Versuchung nicht widerstehen und investierte den Marketing-Etat 2010 jetzt schon in den Erwerb eines Zugnamens. Er ist in der Überschrift dieses Beitrags versteckt.

Mittwoch, 4. November 2009

Strawanzen durch die Kulturhauptstadt, Teil XI

Nun müssen wir ernstlich darüber nachdenken, was 2010 mit Linz und uns Eingeborenen passieren wird. Die Leere nach dem Großereignis muss bewältigt werden. Linz’09 scheint den Trauerbedarf erahnt zu haben und bot im November im Ruhepol Centralkino einen Ort für Trauernde an.

Unsere Prophezeiung: Auch jene, die sich schon zum vergangenen Silvester gewünscht hatten, 2009 möge jetzt schon vorbei sein, werden das Fehlen der Kulturhauptstadt verwinden müssen. Denn worüber wollen sie noch schimpfen? Apropos: Worüber wollen Kolumnistinnen noch nörgeln?

Werden wir also dem Stadtalltag weiterhin mit erhöhter Aufmerksamkeit begegnen, werden wir uns bei etwa Menschen, die im Laub wühlen, auch nächstes Jahr fragen, ob das eine künstlerische Intervention sein könnte?


Stichwort Intervention: Die „Kunst Auktion“ der Linzer KunststudentInnen auf dem Hauptplatz nahm in Form eines Insolvenzverkaufs den Ausverkauf des Bildungssystems aufs Korn. So waren Arbeiten von Franz West um ramschige 10 Euro zu haben. Eine witzig umgesetzte Angelegenheit aus traurigem Anlass.


Traurige Anlässe und Kunst im öffentlichen Raum, das führt zur „Bibliothek der geretteten Erinnerungen“ im Wissensturm. Ganz ohne Frage ein wichtiges, gut umgesetztes Projekt. Kritik erhob sich an der Platzierung der Ausstellung von Dokumenten jüdischen Lebens: Zu nüchtern sei das Foyer, das Surren der Getränkeautomaten und die unmittelbare Nähe zu den Toiletten. Der eigene Besuch vermochte das nicht zu widerlegen: Die Hauptausstellung wurde für zwei Tage wegen einer Veranstaltung einfach verräumt.



Was war sonst noch? Walter Kohl schrieb in „SpotsZ“ über die „normative kulturelle Anosmie“. Es stinke hier nicht mehr, dafür sei Linz reizloser geworden. Leiser, sauberer – identitätsloser. Da mag etwas dran sein.


Nun baut Linz’09 ab. Ein Großteil der eigens errichteten Bauten waren temporäre Architektur – der Höhenrausch, das Gelbe Haus, das Baumhaus im Volksgarten (das Linzer Auge kommt wieder – versprochen!). Laut einem Artikel des Architektur-Kritikers Wojciech Czaja war das kein Übel: Vorübergehende Ausnahmezustände im öffentlichen Raum verändern die Wahrnehmung der BewohnerInnen. Auch da ist was dran.

Und jetzt? Seien Sie bereit für die große Flut an Nachrufen!

Sonntag, 4. Oktober 2009

Strawanzen durch die Kulturhauptstadt, Teil X

Man soll ja in Kolumnen die Leute eher mit Meinung als mit Fragen behelligen. Aber bin ich die Einzige, der die Ruhe nach dem Sturm auffällt? Liegt’s am Wetter, an der Kurzsichtigkeit, gar am verschossenen Kultur-Pulver? Soeben hat man ja vn offizieller Seite den Startschuss für den knallbunten Endspurt gegeben, doch zugleich schon allerhand Retrospektives ins Programm genommen.

Vielleicht raubten ja Großereignisse wie Landtagswahlen (nach denen sich mancher gewünscht haben mag, es handle sich nur um eine Kunstaktion) oder der Urfahraner Markt die Aufmerksamkeit. Der güldene Wicht vor dessen Eingang war übrigens die abgewandelte Form jenes Riesenzwerges, der nach Vorstellung des Künstlers Patrick Huber vom Lentos hätte wischerln sollen. So stand er still mit geschlossener Hose neben den Schaumrollenmobilen (der Zwerg, nicht Huber).


Ein letzter Höhepunkt soll die Auseinandersetzung mit dem „Forum Design“ sein. Vor 30 Jahren hatte die Welt Linz als neues Design-Zentrum entdeckt. Die Sache ging bekanntlich spektakulär schief. Bedauerlich ist, dass mit diesem Erbe größtenteils retrospektiv umgegangen wird – bei allem Respekt für die Qualität der lokalen Werkschau.

Stichwort Wahlen – das Ergebnis zeigt, dass folgendes Faktum bei mehr als 15 Prozent der LinzerInnen Unbehagen auslöst: 25 Prozent der LinzerInnen haben nicht Deutsch zur Muttersprache. Das Missfallen in ein Gefühl der Bereicherung umwandeln will die „Bibliothek der 100 Sprachen“. Im Container vor der Volksbibliothek werden Bücher in den Herkunftssprachen gesammelt.


Am Ende noch ein kleiner Pressespiegel. Auf der FM4-Homepage stand ein Appell eines Linzers an die Welt: „Kommt zu uns. Es wird heuer so viel geboten, dass sogar was Gutes dabei ist.“

In der Süddeutschen hat der Journalist Peter Praschl einen langen Artikel über den Besuch in seiner Heimatstadt veröffentlicht. Vor 30 Jahren war er der provinziellen Enge entflohen, heute empfindet er auch eine kurze Rückkehr nach Linz als Mutprobe. „Man könnte ruhig hierbleiben, nichts Böses widerführe einem.“ Gerade das befremdet ihn, zu brav sei alles, auch das Kulturhauptstadtsprogramm. „Den Linzern möchte ich zum Abschluss sagen: Es hat nichts mit euch zu tun. Es ist nichts Persönliches. Nur etwas Persönliches.“ Lesenswerter Artikel, Linz bleibt aber ratlos zurück.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Falsche Zwillinge und Hasen

Strawanzen durch die Kulturhauptstadt, Teil IX

Es gibt ein einziges Wochenende, an dem Linz wirklich cool ist. Wenn während der Ars im Rothen Krebsen oder in der Stadtwerkstatt das Bier mit Akzenten aus vieler HerrInnen Länder bestellt wird, kann die ganzjährige Stadtbewohnerin zufrieden sein und mit Schlafgästen aus dem schicken Barcelona prahlen.

Schon möglich, dass die Ars nicht mehr so avantgarde ist wie früher, aber wer wird im Alter von 30 Jahren nicht milder? Das liegt in der Natur des Menschen wie in der von Festivals. Solange den Beitragenden wie Hiroshi Ishiguro noch so hübsche Dinge wie der „Geminoid“ einfallen, der als täuschend echter Klon seines Erfinders mit dessen Stimme leichtgläubige AEC-Besucher auf den Leim führte, besteht nicht viel Grund zur Schelte. Sehr unterhaltsam auch die Cyberarts-Exponate im OK, etwa der bibelkopierende Kalligraphie-Roboter, der Sessel im Schneesturm aus Styropor („Nemo Observatorium“) oder die Blume Edunia, die mit ihrem Gärtner blutsverwandt ist.


Schelte kann man der visuellen Ausrichtung der „Flut“-Klangwolke nicht ersparen: Geschätzte 84 Prozent der Zuspätkommenden wurden insofern gestraft, als sie die wirklich sehenswerten Tiere eben nicht sahen. Gefühlte 34 Prozent der Klangwolkenbesucher scheinen aber ohnehin nur wegen des Feuerwerks zu kommen...



Apropos zu spät gekommen: Der Donaustrand bei der Eisenbahnbrücke wird nur dann noch seiner Bestimmung gerecht, wenn der Klimawandel sich rasant beschleunigt. Das glücklose Linzer Auge schließlich kam nicht nur zu spät, sondern auch noch kaputt.

Zu spät kommen auch all jene, die sich das gelbe Haus Bellevue noch ansehen wollten. Das ist jetzt weg. Auch der Kranke Hase macht sich auf die Socken, zurück auf den Pöstlingberg. Zuvor weste er in der Stadt un. Besonders witzig waren die Leih-Hasenköpfe und die dazu angebotenen Hasenbanden-Ausflüge, die dem Volk im Bahnhof oder auf dem Domplatz belämmerte Gesichtsausdrücke oder glucksendes Lachen ins Gesicht verursacht haben.
Ähnliches gelang auch dem unaussprechlichen Kunstkombinat „QujOchÖ“ beim Betriebsausflug nach Innsbruck, wo es die Einheimischen durch ihre Andreas-Hofer-Verunglimpfung aus dem Konzept brachte – letztendlich dann doch ohne strafrechtliche Konsequenzen.

Und jetzt? Müssen wir uns anziehen fürs Strawanzen im Oktober.

Dienstag, 29. September 2009

Text in the City: Original Linzer Worte


Mesdames et Messieurs!
Mit einem Riesentusch möchte ich euch auf die galaxiserste Linzer Lesebühne aufmerksam machen. Die weltweite Linz-Premiere findet am 1. Oktober um 20 Uhr im Keller der Alten Welt statt - gratis und kostenlos!

Um den Preis von 0 Euro erhaltet ihr ausgewählte und erlesene Kurztexte von:
René Bauer aka René Monet
Klaus Buttinger aka Button
Dominika Meindl aka Minkasia
Didi Sommer aka Didi Sommer
Anna Weidenholzer aka herself

Die Lesebühne wird's von da an monatlich geben.
Wie sag' ich immer? Kommt alle her!

Freitag, 18. September 2009

Hasen im Linzer Pfeffer


Damenundherren,

obig zu sehen ein von mir selbstfotografiertes Cover inkl. Geschichte über kriminelle Machenschaften organisierter Hasenbanden in Linz: http://www.servus.at/spotsz/

That's it for the week, stay tuned, speak German more often!

Mittwoch, 9. September 2009

Der Fluch der Alterspyramide: Warum wir alle aussterben werden


Besser kann man unsere westliche demographische Malaise gar nicht illustrieren: Ein Linzer Facharzt für Geburtshilfe muss dichtmachen und ins Ausgedinge, weil er jahrelang am eigenen Ast genagt hat. "Bitte keine Kinder mitbringen!" steht auf der Ordinationstür. Folgsame Frauen wagten es daraufhin nicht mehr, mit Leibesfrüchten aufzutricksen. Warum dann aber überhaupt zum Geburtshelfer? Die Linzer Geburtenraten rasselten in den Keller.
Einsam fristet der Gynäkologe nun sein Dasein. Und wir Steuerzahler können schauen, wie wir uns im Alter durchbringen.

Dienstag, 1. September 2009

Schmerzliche Enden und einmalige Gelegenheiten

Strawanzen durch die Kulturhauptstadt, Teil VIII


Der gelernte Österreicher weiß um die Ewigkeit von Provisorien. Die strawanzende Linzerin jedoch muss sie bald vermissen: Das gelbe Haus auf der Autobahnüberplattung wird fehlen. Nur noch bis Mitte September, dann ist Schluss. Sehr bedauerlich – selbst wenn sich zu den Gefühlen der Autorin die Erinnerung an das schmachvoll absolvierte Bellevue-Fußballturnier mischt.



Schluss soll nach `09 mit dem Keplersalon sein, doch auch hier pflegt das Publikum zahlreich und eifrig zu erscheinen. Wie bloß bis Jahresende die erforderlichen 300.000 Euro aufstellen?

Fast schon wieder vorbei ist die Pfalz des Kulturhauptstadtteils in Urfahr, Linzens bessere Hälfte. Dort ist man auf die Idee gekommen, den Mangel eines Stadtteilzentrums durch ein charmant-schäbig möbliertes „Begegnungszentrum“ auf dem Steinmetzplatz auszugleichen. Teile dieser Kolumne wurden dort in einer Hängematte zurechtgedacht. Alt-Urfahr-West ist im Übrigen der einzige Stadtteil, der wirklich an der Donau liegt. Das Leben in diesem aufgewerteten Viertel können sich viele Künstler aber kaum noch leisten, seit die Betonierfraktion die einst nur mit knapp vor deren Abrissplänen bewahrten Gebäude für sich entdeckt hat.

Das Beste aber findet nur einmal statt. Barbara Prammers Fallschirmflug gelegentlich des Sonnenbrand-Theaterfestival etwa: Stars, die auf den Boden zurückgekehrt sind. Ebendort ging Frau Nationalratspräsidentin dann – wie alle anderen auch – aufs Dixie-Klo. Politik dieser Art kommt augenscheinlich gut an.

Einzigartig ist ein angemessenes Adjektiv für das Soap&Skin-Konzert im Neuen Dom. Die derzeit äußerst angesagte Prinzessin der Melancholie brachte etliche hundert Menschen dazu, endlich wieder einmal in die Kirche zu gehen und mucksmäuschenstill auf den Büßerbänken auszuharren. Großes Kino aus der Serie „Good Night Stuff“.


Leider auch einmalig bot Clemens Kogler als „Personal Superhero“ seine Rettungsdienste an. Und zwar nicht vor mutierten Killerechsen, sondern vor dem wahren, großen Feind des Menschen: dem Alltagstrott. So brachte er den Müll raus, durchstand öde Meetings und verschoss hunderprozentige Torchancen. Kurz befreite er auch die Autorin dieser Zeilen vom Kreativitätsdruck. Diese Zeilen hat er jedoch nicht geschrieben.

Samstag, 29. August 2009

Freitag, 21. August 2009

Riesenskandal: Kriminelle Hasenbanden in Linz!

Taubenmarkt, 17.32: Dank des beherzten Eingreifens der Linzer Polizei konnte gestern eine Bande kranker Hasen dingfest gemacht werden. Nachdem die Nager die Löffel abgegeben hatten, wurden sie abgeschoben.
Linzer Bürger erinnern sich mit Schrecken an das Wüten des Killerkarnickels vom Froschberg. Vor zwei Jahren rächten mehrere Polizeikugeln seinen brutalen Angriff auf ein Pensionistenpaar.

Samstag, 8. August 2009

Going slightly mad

Auf meinem Nebendach steht gerade ein Bauarbeiter und imitiert Woody Woodpecker. Vor einer Stunde sprach mich auf der Nibelungenbrücke eine Frau mit Ziegenbart (I swear!) mit den Worten "Fwuschiwuschi" an.
Gestern abend klopfte eine Frau an die Autoscheibe. "I bin Mühviatlarin!" brüllte sie durch den schmalen Schlitz. Sie sei rosenkranzbeten gewesen und wolle nun gern zur Unionkreuzung chauffiert werden, "wos muass i eana denn gebn, dass des mochn?"
Jetzt frage ich mich ein bisschen, ob das was mit Linz'09 zu tun hat, ob die Gesellschaft schuld ist oder ob die Narren und Toren in mir nun deutlich Ihresgleichen erkennen.

Samstag, 1. August 2009

Der Zahn der „Zeit“ nagt an Linz

Strawanzen durch die Kulturhauptstadt, Teil VII

Ach, so viel gäbe Linz’09 nun her, dass wir „Neue Selbständige“ im Kulturbeobachtungssektor noch weniger gern urlauben, weil wir noch mehr als sonst versäumen. Kaum wagen wir es, die Wochenendfreizeit um ein, zwei Tage aufzufetten oder gar die Stadt zu verlassen.

Für Sie verpasst (und mit was? Mit Bedauern!): Das Kulturbaden in Ottensheim, Martin Musics Luftballon-Himmelflug auf dem OK, die Ausstellung „Bad Rabbit – Bad Habit“ und einen ganzen Schwall an Geselligkeiten im Bellevue, dem Gelben Haus über der Autobahn. Hoffentlich waren zumindest Sie dort.



Nicht spurlos vorüber ging Peter Androschs Großprojekt „Akustikon“ – nicht nur, weil es noch bis Jahresende zu besuchen ist. Eine Empfehlung für alle, die immer schon wissen wollten, wie sich etwa Planeten anhören. Wer weder Geld noch Zeit für eine Weltreise hat (oder in Linz nichts versäumen will), der oder die kann im silbernen Kubus auf dem Hauptplatz, dem Basislager von 80+1, wenn schon nicht physisch, so zumindest virtuell verreisen.

Eine hübsche Idee hatte Clemens Kogler: Für das Projekt „52 Wege“, bot er als „Your Personal Superhero“ der Menschheit an, sie für kurze Zeit von ihrem Alltag zu befreien. Vom Müllentsorgen bis zum Liebeskummerverarbeiten – eine wahrhaft heroische Aufgabe.



Was ist jetzt mit der nagenden „Zeit“? Einiges Gerede, wenngleich kein aufgeregtes Geschnatter, erhob sich ob des Linz09-Artikels in der „Zeit“. Dass international agierende Kulturmanager bei einem Journalisten aus Hamburg besser wegkommen als die in dessen Augen provinziellen lokalen KunstmacherInnen, hat aber auch schon einmal mehr überrascht. Kritik bietet sich billig wegen einiger falsch geschriebener Namen an. Doch auch Lob für die garstige Schelte der Presse oder pragmatischer Mängel wie die suboptimale Anbindung an den Flughafen. Das darf schon stören.

Aber wer will schon weg im Sommer.

Donnerstag, 30. Juli 2009

Die Stelze der Macht

Und es begab sich, dass wir jüngst durch die Stadt aus Stahl ritten. "Sire", sprach meine treue und teure Begleiterin Ritter Bambi, "seht - Excalibur!" Wir näherten uns ehrfüchtig dem sagenumwobenen Schwert. "Es geht die Mär, dass nur der wahre Herrscher des Wagner-Jauregg es aus der magischen Stelze zu ziehen vermag", sprach Bambi und leuchtete grün vor Aufregung.
Ich fasste mir ein Herz und pardauz! glitt das Schwert dienstfertig aus dem überdimensionalen Fleischimitat. Wer hätte das gedacht.



So kam es, dass ich Herrin der Narren von Linz ward.

Montag, 13. Juli 2009

Michael Jackson lebt weiter - in Linz!

Damenundherren,

Riesensensation! Soeben konnte ich beim Recherchieren (i.e. Wühlen im Privatarchiv) eindeutige Beweisstücke dafür entdecken, dass der angeblich jüngst entleibte Michael Jackson nicht nur häufiger Gast am Schöneringer Leidensweg gewesen ist, sondern schon seit Juli 2008(!) als Musiklehrer in einer Linzer Balletschule - verdammt und vergessen - seine Groschen verdient:

Mittwoch, 1. Juli 2009

Linz '09: Frisch gestrichen

Strawanzen durch die Kulturhauptstadt, Teil VI

Nein, der Untertitel bezieht sich nicht darauf, dass ein weiteres `09-Projekt gestrichen worden wäre. In der letzten Stunde ist jedenfalls alles nach Plan gelaufen im offiziellen Programm.
Frisch gestrichen ist eine Anspielung auf eine unerwartete Umwegrentabilität der Kulturhauptstadt: Dank der fleißigen Frequentierung des Fleckerltischtuch-Straßenanstrichs vor der Infozentrale haben die Malermeister auf dem Hauptplatz gut zu tun. Kaum sind sie an einem Ende fertig geworden, können sie am anderen schon wieder neu ausmalen. Das ist nicht nur eine Stärkung der Wirtschaft, sondern eine hübsche Metapher für alles Mögliche, etwa das ewige „Under construction“ der Kulturhauptstadt.

Oder von Linz an sich. Einen guten Teil ihrer Konstruktionsgeschichte nimmt die Ausstellung „Stadt im Glück“ im Nordico unter die Lupe. Dort ist unter anderem zu erfahren, warum Linz der sauberste Arsch der Welt wurde, oder wie sich der erste Auftritt der Band „Nirvana“ zugetragen hat. Im Übrigen ein mythisches Konzert, mit dem sich jeder Linzer vor frisch zugezogenen Damen brüstet, das er aber leider wegen ganz unglücklicher Umstände verpasst hat.
Definitiv empfehlenswert ist auch der Höhenrausch. Nicht nur, weil sich von dort oben der beste Blick auf die Brandruine des Ursulinenhofs bietet – auch wenn viele Besucher das als Hauptattraktion behandeln. Die Fahrt mit dem Riesenrad gehört trotz des leichten Rauchgeruchs zu den aktuell romantischsten Zeitvertriebsmöglichkeiten.

Was war sonst noch? Das Linzfest etwa, das wie jedes Jahr ein feines und gelungenes war. Lob für das Programm, Tadel für die Verantwortlichen vom Wetter: Es just beim Kreisky-Konzert regnen zu lassen, ist einer Kulturhauptstadt unwürdig.

Erwähnenswert ist sicher auch das kanariengelbe Haus auf dem Bindermichl-Tunnel, das Autobahn-Anreisende verwirrt. Das „Bellevue“ verspricht einen wunderschönen Ausblick auf die A7. Wem das alleine nicht genügt, der oder die bekommt dazu noch ein frisch gestrichenes Programm. To do!

Der Zahn der "Zeit" nagt an Linz

Mesdames, Messieurs, Messis,

und schon wieder ein Link. Hier schenkt die "Zeit" der Stahlstadt ordentlich ein. Also eigentlich nicht der Stadt, sondern einem ihrer Frühstücksblätter: "Denn sonst haben es die OÖN nicht so sehr mit der Kritik. Wer das Blatt längere Zeit liest, lernt eine stark verengte Welt kennen, die vor allem aus OÖ besteht – dem wohlhabenden Oberösterreich und seinen, global betrachtet, Problemchen."
Hihi! Äh, pardon: Riesenskandal, wollte ich sagen.
Der ganze Artikel "Der Stahl, der Staub, die Kunst" wär' hier nachzulesen: http://www.zeit.de/2009/27/Linz?page=1

Und hier der ebenfalls erwähnte und zerrupfte Lowlowbudegtfilm "Dobschido" zum Gratisdownload: http://files.getdropbox.com/u/1348757/dobuschido-derfilm.avi.zip Interviewanfragen bez. Betonstadtrat Big L im Kommentarteil deponieren.