Donnerstag, 1. Oktober 2009

Falsche Zwillinge und Hasen

Strawanzen durch die Kulturhauptstadt, Teil IX

Es gibt ein einziges Wochenende, an dem Linz wirklich cool ist. Wenn während der Ars im Rothen Krebsen oder in der Stadtwerkstatt das Bier mit Akzenten aus vieler HerrInnen Länder bestellt wird, kann die ganzjährige Stadtbewohnerin zufrieden sein und mit Schlafgästen aus dem schicken Barcelona prahlen.

Schon möglich, dass die Ars nicht mehr so avantgarde ist wie früher, aber wer wird im Alter von 30 Jahren nicht milder? Das liegt in der Natur des Menschen wie in der von Festivals. Solange den Beitragenden wie Hiroshi Ishiguro noch so hübsche Dinge wie der „Geminoid“ einfallen, der als täuschend echter Klon seines Erfinders mit dessen Stimme leichtgläubige AEC-Besucher auf den Leim führte, besteht nicht viel Grund zur Schelte. Sehr unterhaltsam auch die Cyberarts-Exponate im OK, etwa der bibelkopierende Kalligraphie-Roboter, der Sessel im Schneesturm aus Styropor („Nemo Observatorium“) oder die Blume Edunia, die mit ihrem Gärtner blutsverwandt ist.


Schelte kann man der visuellen Ausrichtung der „Flut“-Klangwolke nicht ersparen: Geschätzte 84 Prozent der Zuspätkommenden wurden insofern gestraft, als sie die wirklich sehenswerten Tiere eben nicht sahen. Gefühlte 34 Prozent der Klangwolkenbesucher scheinen aber ohnehin nur wegen des Feuerwerks zu kommen...



Apropos zu spät gekommen: Der Donaustrand bei der Eisenbahnbrücke wird nur dann noch seiner Bestimmung gerecht, wenn der Klimawandel sich rasant beschleunigt. Das glücklose Linzer Auge schließlich kam nicht nur zu spät, sondern auch noch kaputt.

Zu spät kommen auch all jene, die sich das gelbe Haus Bellevue noch ansehen wollten. Das ist jetzt weg. Auch der Kranke Hase macht sich auf die Socken, zurück auf den Pöstlingberg. Zuvor weste er in der Stadt un. Besonders witzig waren die Leih-Hasenköpfe und die dazu angebotenen Hasenbanden-Ausflüge, die dem Volk im Bahnhof oder auf dem Domplatz belämmerte Gesichtsausdrücke oder glucksendes Lachen ins Gesicht verursacht haben.
Ähnliches gelang auch dem unaussprechlichen Kunstkombinat „QujOchÖ“ beim Betriebsausflug nach Innsbruck, wo es die Einheimischen durch ihre Andreas-Hofer-Verunglimpfung aus dem Konzept brachte – letztendlich dann doch ohne strafrechtliche Konsequenzen.

Und jetzt? Müssen wir uns anziehen fürs Strawanzen im Oktober.