Donnerstag, 1. April 2010

Berichte einer Kulturfolgerin, Teil III: Alles bummvoll, aber schön

Der März war von Zweierlei geprägt: von einem herben meteorologischen Rückschlag und von allerlei Literarischem. Über das Wetter haben Sie wohl schon mit ihrer Friseurin gesprochen, meine Meinung mag sie da gar nicht mehr interessieren.
Erzähle ich Ihnen halt was über das geschriebene Wort. Herta Müller war in Linz. Der Redoutensaal war bis auf den letzten Platz voll. Und doch war’s während der im Übrigen sehr packenden Lesung so mucksmäuschenstill, dass kaum einer der 500 anwesenden Menschen es wagte, über das knarzende Parkett zu schleichen; insbesondere nachdem schon zu Beginn die Fotografenmeute (ja, ich gestehe!) die Nobelpreisträgerin aus dem Konzept zu bringen drohte.


Nicht aus dem Konzept bringen ließ sich der freundliche Arno Geiger. Bei seiner Lesung anlässlich der Eröffnung des Herminenhofes in Wels (apropos: Der ist eröffnet!) hätte er sich mehr Ruhe verdient. Ständig wieselte ungeduldiges Volk ein und aus, stets begleitet von fiepsendem Instrumentenklang und dem lauten Geplauder von außen.
Noch etwas zum Thema „bummvoll“? Ja doch: Die Lesung von Waltraud Anna Mitgutsch aus ihrem neuesten Roman im Stifterhaus. Immer wieder bestraft das literarische Leben die zu spät Kommenden. Der erste Abend im neueröffneten Keplersalon war auch mehr als gut besucht. Und das trotz des Themas – den Ausführungen über dunkle Materie konnten bestimmt nicht alle folgen (ja, ich gestehe!); daran änderte auch der unter leichtem Alkoholeinfluss stehende Erklärungsversuch eines Politikers hinten in der Bar nichts (au contraire, wie der Franzos’ da gern sagt).


Noch zu berichten ist von der Präsentation der lustigen Filme des qujochoe-Kollektivs. Im Dezember hatten sie im Linzer Bahnhof pfiffigen Schabernack getrieben. Sind wir schön genug für den schönsten Bahnhof Österreichs? Und was passiert, wenn ich die Gesichtskontrolle nicht bestehe?! Sehen Sie selbst: http://www.qujochoe.org/hub/


Schließlich muss noch über „Golf the House“ im Linzer Stadtkeller gesprochen werden. Die ungewöhnlichste Innengolfanlage Österreichs unter dem Hauptplatz ist unbedingt sehenswert. Und gar nicht so leicht zu absolvieren, wie sogar ein zufällig anwesender Golfprofi befand. Ein schneller Besuch lohnt sich, denn eigentlich hätte „Golf the House“ schon am 31. März wieder ausziehen müssen (http://www.golfthehouse.at/). Was betrüblich wäre.