Dienstag, 1. September 2009

Schmerzliche Enden und einmalige Gelegenheiten

Strawanzen durch die Kulturhauptstadt, Teil VIII


Der gelernte Österreicher weiß um die Ewigkeit von Provisorien. Die strawanzende Linzerin jedoch muss sie bald vermissen: Das gelbe Haus auf der Autobahnüberplattung wird fehlen. Nur noch bis Mitte September, dann ist Schluss. Sehr bedauerlich – selbst wenn sich zu den Gefühlen der Autorin die Erinnerung an das schmachvoll absolvierte Bellevue-Fußballturnier mischt.



Schluss soll nach `09 mit dem Keplersalon sein, doch auch hier pflegt das Publikum zahlreich und eifrig zu erscheinen. Wie bloß bis Jahresende die erforderlichen 300.000 Euro aufstellen?

Fast schon wieder vorbei ist die Pfalz des Kulturhauptstadtteils in Urfahr, Linzens bessere Hälfte. Dort ist man auf die Idee gekommen, den Mangel eines Stadtteilzentrums durch ein charmant-schäbig möbliertes „Begegnungszentrum“ auf dem Steinmetzplatz auszugleichen. Teile dieser Kolumne wurden dort in einer Hängematte zurechtgedacht. Alt-Urfahr-West ist im Übrigen der einzige Stadtteil, der wirklich an der Donau liegt. Das Leben in diesem aufgewerteten Viertel können sich viele Künstler aber kaum noch leisten, seit die Betonierfraktion die einst nur mit knapp vor deren Abrissplänen bewahrten Gebäude für sich entdeckt hat.

Das Beste aber findet nur einmal statt. Barbara Prammers Fallschirmflug gelegentlich des Sonnenbrand-Theaterfestival etwa: Stars, die auf den Boden zurückgekehrt sind. Ebendort ging Frau Nationalratspräsidentin dann – wie alle anderen auch – aufs Dixie-Klo. Politik dieser Art kommt augenscheinlich gut an.

Einzigartig ist ein angemessenes Adjektiv für das Soap&Skin-Konzert im Neuen Dom. Die derzeit äußerst angesagte Prinzessin der Melancholie brachte etliche hundert Menschen dazu, endlich wieder einmal in die Kirche zu gehen und mucksmäuschenstill auf den Büßerbänken auszuharren. Großes Kino aus der Serie „Good Night Stuff“.


Leider auch einmalig bot Clemens Kogler als „Personal Superhero“ seine Rettungsdienste an. Und zwar nicht vor mutierten Killerechsen, sondern vor dem wahren, großen Feind des Menschen: dem Alltagstrott. So brachte er den Müll raus, durchstand öde Meetings und verschoss hunderprozentige Torchancen. Kurz befreite er auch die Autorin dieser Zeilen vom Kreativitätsdruck. Diese Zeilen hat er jedoch nicht geschrieben.