Dienstag, 30. Juli 2013

Der Krebs bleibt - und wir auch!


Ihr Menschen, 
seit vergangener Woche dürfen wir wieder in unser geliebtes Grandhotel, die saudumme Lutz-Stiftung soll sehen, wie sie uns loswird. Das hat nicht nur den obabgebildeten schönen Effekt, dass auch eingefleischte Heten von ihren Gefühlen übermannt werden, sondern dass wir Originalfidelen Worte die Septemberlesebühne stnadesgemäß vor euren Augen entfalten können. 
Bitte merkt euch auf: 


13. September, 20 Uhr, Gästin Die Karin - Thema: Sport


Jauchz!

Donnerstag, 18. Juli 2013

Meine arge Hood, Teil 354345

An der Nachbarstür hängt seit Wochen eine Visitenkarte von der Polizei, Abteilung Leib und Leben. Auf der Rückseite wird mit krakeliger Dringlichkeit um einen Rückruf gebeten. Das spricht weder für meine Nachbarschaft noch für unsere Mordermittler.

Und gestern  hat mir die Nachbarin vom 3. Stock  mitgeteilt, dass ich ihr vom letzten Urlaub ein Paket mit Ratte drin geschickt habe. Sie war mir aber nicht böse deswegen, warum auch, es ist ja in Wahrheit gar nicht passiert.

Ich glaub', ich muss da jetzt eine Woche weg. 

Freitag, 12. Juli 2013

Rother Krebs vs. roter Stuhl

c/o chaotic neurotic

Also wenn es jemand schafft, dass ich mich aufrege, so richtig aufbudle, dann ist das schon ein objektivierbarer Skandal: Die XXXLutz-Privatstiftung, der das ehemalige Hotel "Roter Krebs" gehört, hat die Schäden nach dem Hochwasser kurzerhand dazu genützt, um dem Verein IFEK bzw. unser aller geliebtem Grandhotel zum Rothen Krebsen per Anwalt den Mietvertrag zu kündigen.


Das macht mich erstens zornig, weil der Krebs damals meine Entscheidung, in Linz zu bleiben, gelinde gesagt begünstig hat. Zweitens werden damit auch wir Original Linzer Worte heimatlos. Drittens zipft es mich dermaßen an, dass ein Unternehmen zwar werbewirksam Hochwasserrabatt verkündet, die eigenen, missliebigen Mieter aber aus fadenscheinigen Gründen hinauswirft. Die Summe, die in die Reparatur des Lokals zu investieren wären, kratzen eine (steuerschonende) Privatstiftung dieser Größenordnung doch in Wahrheit nicht. 

Gemeinsam mit dem Initiator Bastl Ernst und einigen weiteren MitstreiterInnen habe ich die Ehre, die Facebook-Seite "Verein zur Rettung des Grandhotels zum Rothen Krebsen neV" zu verwalten. 2000 haben sie innerhalb der ersten 24 Stunden unterstützt, mittlerweile sind es fast 2500. 
Ideen für das weitere Vorgehen werden jederzeit dankend angenommen.

Samstag, 1. Juni 2013

Was kaufen, wenn es regnet, wie eine wischelnde Kuh?

Da unsere lokalen Medien mit Unterhaltungsvorschlägen für die nasse Jahreszeit so vorbildlich vorangehen (Fernsehen, Bumsen, Shoppen), möchte ich nicht hintanstehen. Hier meine Top-3-Fundstücke im Linzer Einkaufsangebot:

Für alle, die bislang Mühe hatten, eine formschöne Bindehautgestaltung hinzubekommen: 




Dienstag, 7. September 2010

Arse lectronica



Mesdames et Messieurs,

diese Bilder vom diesjährigen Ars Electronica Festival entstammen meinen willigen, aber ungeschickten Händen. Dazu heute nur den einen Kommentar: Die Tabakfabrik rockt!

















Mittwoch, 30. Juni 2010

Marsch blasen

Wie ich gestern so durch meine derzeitige Heimatstadt dackelte, fiel mein Blick auf obabgebildetes Halte- und Parkverbotsschild. Darauf hat jemand eine Schallplatte mit den "Schönsten Österreichischen Märschen" geklebt. Total kritisch, diese Installation! Sie erinnert mich daran, dass wir alle anfangen sollten, weniger Marschmusik zu hören.

Nun aber wollen Sie mich bitte entschuldigen, ich muss mich vor dem soeben über Linz hängenden Gewitter unter meinem Küchentisch verbergen.

Freitag, 18. Juni 2010

Ist da jemand? Wurscht!

Da sind wir, mittens in der Kommunikationsgesellschaft. Neue Medien machen die Räume intimer Privatheit eng. Der Mensch, flinker Diener seines selbstauferlegten Flexibilitätszwangs, reagiert flugs und hurtig mit noch mehr ungenierter Kommunikation in der Öffentlichkeit.
Vor einer Stunde konnte ich etwa auf der Urfahraner Hauptstraße einen älteren Herren bei einem intensiven Gespräch belauschen. Seine Gesprächspartnerin befand sich in einer Auslage und war ein beiger Wendenerzmantel.
Einseitig unterhält sich auch die Frau, die einen Stock unter mir wohnt. Die Adressaten ihrer Rede sind aber keine unbelebten Objekte, sondern unsichtbar. Dafür ist die Nachbarin umso zorniger und brüllt gern einmal ein, zwei Stunden. Irgendwie verständlich, ich mag's auch nicht, wenn meinen Ausführungen keine Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Apropos - ich spreche ja auch gerade zu Menschen, die ich nicht sehe.
Total närrisch das alles, liebes Tagebuch! Was meinst du?

Donnerstag, 3. Juni 2010

Es bleibt kein Auge trocken



Das Linzer Auge - Unglückskeks unter den Denkmal gewordenen Mehlspeisen.



Dienstag, 1. Juni 2010

Berichte einer Kulturfolgerin, Teil V

Wollen wir wieder über die meteorologische Situation des Landes sprechen? Also ich nicht, denn ich bin’s schon zufrieden, wenn’s nicht schneit. Lieber erzähle ich Ihnen was Schönes aus der Welt der Kultur.



Den künstlerischen Augenblick des Monats hat mir Hannes Langeder mit seinem selbstgebastelten Porsche „Ferdinand“ geschenkt. Der ist gülden und perfekt kopiert, statt hunderter PS sitzt aber nur ein Radfahrer drin. Als Langeder damit durch Linz rollte, kam es auf dem Taubenmarkt zu einer kurzen Begegnung mit einem echten, identischen Porsche – beide glitten in Schritttempo, mit großen Augen aneinander vorbei. „Ferdinand“ ist bis 16. Juni im Lentos zu sehen.



Durchwachsen sieht’s in der Linzer Kinolandschaft aus. Zwar konnte das Crossing Europe die BesucherInnenzahlen steigern; Probleme drohen aber bei der weiteren Finanzierung. Dabei ist alleine die Nightline den Besuch wert – auch wenn die versprochene Lydia Lunch dem Eyjafa… äh dem Vulkan zum Opfer fiel. Sorgen macht sich auch Wolfgang Steininger, Kinobetreiber und ungewollt cineastischer Monopolist in Linz. Durch Gesetzesnovellen und die notwendige Digitalisierung bangt Steininger um den Erhalt des City Kinos. Wir bangen mit.
Was war sonst? Die Kunstuni hatte eine schöne Idee für die Einladung zu den Tagen der offenen Tür Kunstuni:





Die KUPF fand für ihren Innovationstopf allerlei pfiffige Ideen zum Thema „Mit Sicherheit“, die dank Subventionen des Landes anständig prämiert wurden. Im Architekturforum afo ist bis September die Ausstellung „Reclaiming Space“ zu sehen, die sich mit der Nutzung von urbanen Leerständen auseinandersetzt. Gelobt werden muss auch die Reihe „Markierungen – Gespräche zur kulturellen Vielfalt“, die ihrem Namen Ehre macht. In Wels schließlich (damit wir nicht nur in Linz kleben) las der Austrofred im MKH und brachte den Menschen Freude.



Gerne würde ich Ihnen jetzt vom Linzfest erzählen, aber dazu müsste ich schwindeln, denn es hat nach Redaktionsschluss stattgefunden. So will ich von meiner großen Vorfreude künden. Abschließend könnte ich noch erwähnen, dass Linz seit einigen Monaten seine erste, monatlich stattfindende Lesebühne namens „Original Linzer Worte“ hat. Ich tu’s aber nicht, denn Schleichwerbung in eigener Sache ist unschicklich.

Samstag, 1. Mai 2010

Berichte einer Kulturfolgerin, Teil IV



Mit in der Printausgabe zensuriertem Schlusssatz:


Hier wird gern mal mit der Witterung begonnen, Sie kennen das ja mittlerweile. Das ist ein sehr konsensorientierter Kolumneneinstieg, wie ich finde, denn der April hat der Hofratswitwe genauso die Frisur zerstört wie der Würschtlverkäuferin. So will ich mit dem Frühlingserwachen beginnen. Es zeigte sich nämlich, dass die Kunst doch für etwas gut ist: Nach dem gleichnamigen Fest von Kunstuni und Landestheater stellte sich tatsächlich der Frühling ein, der sich bis dahin einen Lenz gemacht hatte. Und nebenbei war’s auch noch eine äußerst nette Geselligkeit mit einem feinen Konzertreigen.




Was noch, was noch? Die Bernd-Pfarr-Ausstellung im MKH etwa. Ein großes Plaisir, wenn man beim Kunstkonsum Bauchweh vom Lachen bekommt. Die Folgeausstellung „Inszenierte Fotografie“, bei der die Workshop-Ergebnisse junger FotografInnen präsentiert wurden, siedelte an einem anderen, aber ebenso guten Ende an. Apropos pfiffige Ausstellungen: Die Linzer Biennale Cuvée mit Gegenwartskunst aus 18 verschiedenen Ländern im OK und im Power Tower war eindeutig gelungen. Eine Ausstellung ist noch zu sehen: Das Archiv der Stadt Linz zeigt noch bis 27. Mai „Linz 1984 – 2009. Von der Industriestadt zur Kulturhauptstadt“ im Wissensturm. Schon alleine wegen der Klangwolken-Tiere einen Abstecher wert.




Wenn Sie dies hier lesen, wird das Crossing Europe Filmfestival auch schon wieder vorbei sein. Was bleibt, ist der Wunsch nach einem Budget, das die Verantwortlichen nicht jedes Jahr ans Existenzminimum bringt. Crossing Europe ist eine wahre Zierde für die Stahlstadt.




Sodann möchte ich mit aufgeregter Freude verkünden, dass nicht nur das O-Heim Open Air heuer stattfinden wird (2. und 3. Juli), sondern auch die Goldenen Zitronen ebendort auftreten. Neben allerlei anderen feinen Musik- und Krachproduzenten.

Jetzt bleiben noch zwei Mitteilungen von gelungenen Nachnutzungen: „Golf the House“, Österreichs kniffligster Indoor-Golf-Parcours, bleibt noch mindestens bis Ende Mai im Stadtkeller. Und! Das Sommerkino zieht heuer aufs Dach des OK und nistet sich in den Bauten des Höhenrauschs ein. Das sind alles tadellose Sachen.

Apropos tadellos, nur andersrum: Das drehfaule Linzeraug bekommt jetzt einen Elektroantrieb. Könnte denn da nicht die Stadtwache eingesetzt werden, anstatt Strom zu verschwenden?

Donnerstag, 1. April 2010

Berichte einer Kulturfolgerin, Teil III: Alles bummvoll, aber schön

Der März war von Zweierlei geprägt: von einem herben meteorologischen Rückschlag und von allerlei Literarischem. Über das Wetter haben Sie wohl schon mit ihrer Friseurin gesprochen, meine Meinung mag sie da gar nicht mehr interessieren.
Erzähle ich Ihnen halt was über das geschriebene Wort. Herta Müller war in Linz. Der Redoutensaal war bis auf den letzten Platz voll. Und doch war’s während der im Übrigen sehr packenden Lesung so mucksmäuschenstill, dass kaum einer der 500 anwesenden Menschen es wagte, über das knarzende Parkett zu schleichen; insbesondere nachdem schon zu Beginn die Fotografenmeute (ja, ich gestehe!) die Nobelpreisträgerin aus dem Konzept zu bringen drohte.


Nicht aus dem Konzept bringen ließ sich der freundliche Arno Geiger. Bei seiner Lesung anlässlich der Eröffnung des Herminenhofes in Wels (apropos: Der ist eröffnet!) hätte er sich mehr Ruhe verdient. Ständig wieselte ungeduldiges Volk ein und aus, stets begleitet von fiepsendem Instrumentenklang und dem lauten Geplauder von außen.
Noch etwas zum Thema „bummvoll“? Ja doch: Die Lesung von Waltraud Anna Mitgutsch aus ihrem neuesten Roman im Stifterhaus. Immer wieder bestraft das literarische Leben die zu spät Kommenden. Der erste Abend im neueröffneten Keplersalon war auch mehr als gut besucht. Und das trotz des Themas – den Ausführungen über dunkle Materie konnten bestimmt nicht alle folgen (ja, ich gestehe!); daran änderte auch der unter leichtem Alkoholeinfluss stehende Erklärungsversuch eines Politikers hinten in der Bar nichts (au contraire, wie der Franzos’ da gern sagt).


Noch zu berichten ist von der Präsentation der lustigen Filme des qujochoe-Kollektivs. Im Dezember hatten sie im Linzer Bahnhof pfiffigen Schabernack getrieben. Sind wir schön genug für den schönsten Bahnhof Österreichs? Und was passiert, wenn ich die Gesichtskontrolle nicht bestehe?! Sehen Sie selbst: http://www.qujochoe.org/hub/


Schließlich muss noch über „Golf the House“ im Linzer Stadtkeller gesprochen werden. Die ungewöhnlichste Innengolfanlage Österreichs unter dem Hauptplatz ist unbedingt sehenswert. Und gar nicht so leicht zu absolvieren, wie sogar ein zufällig anwesender Golfprofi befand. Ein schneller Besuch lohnt sich, denn eigentlich hätte „Golf the House“ schon am 31. März wieder ausziehen müssen (http://www.golfthehouse.at/). Was betrüblich wäre.

Montag, 1. März 2010

Berichte einer Kulturfolgerin: Gib den alten Resten der Kulturhauptstadt eine Chance

Eigentlich wollte ich heuer der verblichenen Kulturhauptstadt ja öfter entfliehen. Aber kaum setze ich einen Fuß aus der Stadt, heben Schneestürme oder Verschnupfungen an. So glich es einem schier heroischen Akt, im Februar die Flauschpatschen abzulegen.
Die wären aber kein adäquates Outfit für die Buben von „Element of Crime“ gewesen. War deren Konzert vor vier Jahren krankheitsbedingt eher mau gewesen, brachten die vier Berliner dieses Mal im Posthof viele Menschen zum romantischen Gluchzen. Ihr „Gib’ alten Resten eine Chance“ sangen sie heuer zwar nicht, sie schenken mir mit diesem Song aber ein wunderbares Motto für diese Kolumne.
Die Reste der Kulturhauptstadt lösten nämlich eine Menschenansammlung aus, die es locker mit einem Ikea-Samstag aufnehmen konnte. Halb Linz wühlte sich beim ‚09-Flohmarkt in der Hafenhalle durch die Überbleibsel. Von der Schweinemaske bis zur ganzen Bar, vom ordinären Kaffeehäferl bis zum Bühnenbild von „Maria Stuart“. Die Preise waren zum Teil noch überraschend hoch – wer zahlt denn 15 Euro für eine fast abgelaufene Bierkiste? Insgesamt aber amüsant.
Ein gutes Überbleibsel aus dem Kulturhauptstadtjahr ist auch das Pixelhotel. Das ist zwar nicht billig, aber wann kann man sich schon ein ganzes Hausboot für einen Tag kaufen (darüber demnächst mehr)?
Was gibt’s sonst noch zu berichten? Amüsiert hat das Abschiedsgespräch mit Siegi Janko, dem frisch pensionierten Kulturdirektor der Stadt Linz: „Ich hätte Heller mit faulen Eiern beworfen und sein Büro besetzt“, sagte er auf die Frage, wie die Freie Szene mit dem Intendanten des Kulturhauptstadtjahres seiner Meinung nach hätte verfahren sollen.
Schön war auch der Musentempel der Phoenix-Damen Lisa Fuchs und Judith Richter im Salzstadl. Jede Initiative, den Montag in Linz kulturell aufzuwerten, sei willkommen. Verwaist ist nun der Sonntag im Strom. Nach zweieinhalb Jahren endet „A Love Supreme“. Wo wird denn dann jetzt noch Jazz aufgelegt in dieser Stadt?
Doch ich klage auf hohem Niveau. Der Frühling kommt sicher auch bald, und mit dem kommt die Stadtflucht.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Aggressionen ersticken im Ramsch

Ich mache ja nicht gerne Schleichwebung. Lieber ist mir lautes Marktschreien mit ordentlicher Bezahlung. Also: Volvo ist spitze - je größer, desto besser! Nichts gegen Smart und das andere Kleinvieh, aber wenn dir im öffentlichen Verkehr auf Schnee hinten ein riesiger Kipplaster reinrumst, sitze ich lieber in einem S80. Meine Kontonummer: 1013984, BLZ 34180, danke.


Was passiert aber angesichts großer Bedrohungen? Richtig, eine Übersprungshandlung. Die Mutzikatze kratzt sich vor dem Feind hinterm Ohr, das Hendi pickt nach einem unsichtbaren Korn. Die Frau geht schoppen.

Wie praktisch, dass der Unfall sich gleich neben der Hafenhalle zutrug, und dass genau dort der Linz'09-Flohmarkt stattfand, zu dem wir ja eigentlich fahren wollten. So konnten wir flugs unsere adrenalinbedingten Aggressionen an anderen Ramschjägern ausleben.

Psychohygienisch tipptopp!

Montag, 25. Januar 2010

Element of Crime für die, die im Posthof nicht dabei waren


Schön war's!

Oder wollt ihr jetzt noch mehr Text?
Nun gut, dann will ich noch anfügen, dass es nicht der Etikette entspricht, einem solchen Konzert mit Rauflust im Blut beizuwohnen. Schon gar nicht unmittelbar hinter mir. Das nächste Mal, ihr zwei unbekannten Rabauken, werde ich euch eine anpeilen, bevor ich wieder romantisch auf die Bühne gluchze.
Dort oben stund im übrigen der schon vom bloßen Hinschauen sympathische Bassist David Young, dessen bärige Performance einen schlanken Fuß in meiner Anschauung machte.
Und hier schreibt der Herr Regener über seine Eindrücke von Linz und postet zwei der weltschlechtesten Fotos der Stadt. Ein weiteres ist eine dreiste Fälschung. Ich begrüße solches Kunstwollen, schon alleine kraft meines Amtes als kritiklose Freundin des gesamten EoC-Wollens. Gerne würde ich dem Regener mal was über die Nibelungen im Donauwasser erzählen, aber das hat Zeit bis 2014.
Das obangeführte Bildnis habe ich dirnixmirnix aus dem Internet geflaucht. So ist das.

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Linz verendet

Die Kulturhauptstadtskarawane zieht weiter, ich belle ihr nach. Viertes und letztes '09-Gemosere für die "Streifzüge"

In wenigen Tagen wird sich in einem gloriosen, strahlebunten Feuerwerk die Kulturhauptstadt aus Linz verabschieden. Nun liegt ja der historische Sinn der Silvesterböllerei im Vertreiben böser Geister. So eine Interpretation hat aber Linz’09 nicht not. Denn: Es hat statt fieser Geister viele Gäste nach Linz gebracht. TschiTsching! machen die Registrierkassen.

Der neu geweckte Widerspruchsgeist wird uns Eingeborenen hoffentlich auch noch eine Weile bleiben – bevor die kritische Betrachtung der Kulturhauptstadt wieder zum stadttypischen Gesumpere abflacht.

Wir kritisieren und resümieren, dazwischen kaufen wir noch schnell die Überbleibsel im Linz’09-Shop. Schneekugeln in rosa, oder „Ich war dabei!“-TShirts in hellblau um okkasionelle 5 Euro. Denn am Ende wollen wir dann doch alle dabei gewesen sein, obwohl wir so viel gemault und gejault hatten.

Grund dafür gab es schon. Bis heute zieht sich die Malaise mit dem Linzer Auge durch. Denn es dreht sich doch nicht. Faul dümpelt das als Prestigeobjekt angepriesene Nudlaug’ in den trüben Fluten der Donau. Andererseits! Sollte es nicht zum Mahnmal der revolutionären Anstrengungsvermeidung in Zeiten unannehmbarer Arbeitsbedingungen umgedeutet werden? Es könnte ja jemand „Ich spiel’ da nicht mit!“ draufsprühen, oder „Es dreht sich nicht alles ums Geld“.

Es heißt übrigens, die Intendanz könne der Stadt sogar Geld retournieren. Das hätte die Freie Szene gern. Sie fürchtet, dass die Fördermittel künftig für die Bespielung der neuen, teuren Kulturbetonsärge draufgehen. Das AEC hat’s vorgemacht, als es MitarbeiterInnen „freisetzte“ – letztendlich zugunsten der Funkelfassade. Daran muss sich der Umgang der Stadt mit Linz’09 messen lassen.

Böse Worte müssen auch den Heeresnachrichtendienst treffen. Der hat unter anderem die Kennzeichen der BesucherInnen des Linz’09-Projekts Subversivmesse aufgeschrieben und ausspioniert. Könnte ja einer der Clownsrebellen einem FP-Politiker defaitistisch eine lange Nase drehen und damit dessen religiöse Gefühle verletzen. Was für eine Bestätigung der Veranstalter! „Auch wenn ich paranoid bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht trotzdem verfolgt werde.“ Mit Ihrem Steuergeld, falls jemand noch ein Argument braucht, um sich über solche Machenschaften zu echauffieren.

Apropos überwacht: Scharf ist das Linzerauge des Fahrscheinkontrollors. In der Bim wird so lückenlos kontrolliert wie nie zuvor. Ob das wegen der vielen potenziell zahlungsunwilligen KulturfolgerInnen passiert? Bei 11 Prozent mehr Gästen müssen doch auch schwarze Schafe zu scheren sein. Diese Form der öffentlichen Verkehrsmittelbewirtschaftung ist schlicht und ergreifend unsympathisch.

Für übermotivierte Schwarzkappler und untermotivierte Schwimmplattformen kann die Organisation von Linz’09 wirklich nichts. Wir wollen sie jetzt auch nicht mehr dögeln, denn das nahende Ende unseres Kultur-Sonderstatus macht uns milde, ein bisschen wehmütig sogar.

Ja, es gab nicht wirklich einen roten Faden im Programm. Ja, viele Projekte wurden nie realisiert. Ja, die `09er agierten zum Teil hochnäsig und umständlich. Aber: Etliches, wie etwa das gelbe Bellevue über der Autobahn, das Haus der Geschichten, der Keplersalon, die Subversivmesse, der kranke Hase etc., war gut. Sehr gut sogar. Es war angenehm, ein wenig mehr internationale Aufmerksamkeit zu bekommen als üblich, klar. Auch wenn es oft Schelte für die am Ende doch nicht wirklich pulsierende Stahlstadt gab. Immer nur her damit, wir haben ja auch selbst gescholten und werden das weiter tun.


http://www.streifzuege.org/2009/kulturhauptstadt-linz-verendet#more-5709

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Bildung im öffentlichen Verkehr

Hier ein Originaldialog aus der Bim in Linz, Auwiesen ("LA"), die Gesprächspartner halten illustrative Bierflaschen in der Hand:

"Slowenien is jo in da Tschechei!"
"Wous?"
"Ah, in Jugoslawien, hob' i gmaant."
"Ts. Üwa Geschichte redn ma moang weida."
"Geographie, maanst."
"Genau, woit i eh sogn."

Montag, 14. Dezember 2009

IC "Scheiß ÖBB" voraussichtlich 35 Minuten verspätet

Vorweihnachtlicher Privatkonkurs, Lichtinsuffizienz, Schneematsch im Schnürstieferl oder Dämonen in der Therme - der Winter kennt viele Arten, uns zu necken. Hier in der schwindenden Kulturhauptstadt können uns diese klimatischen Missstände aber nicht an. Kurios eigentlich, denn nirgendwo sonst ist der Winter grauslicher und unnötiger als im Zentralraum.
Das Geheimnis unserer kontrafaktischen Fröhlichkeit: der weltschönste Bahnhof von Österreich.

Einst war der Linzer Bahnhof ein schmieriges Transportabfertigungskombinat, in dem man wenig zwischen Zuckerrüben und Geschäftsreisenden unterschied. Menschen mit gesplissenen Haarspitzen und dreckigen Fingernägeln lungerten in unmodischer Kleidung neben den rostigen Gleisen und murmelten adjektivgespickte Sätze.

Heute: Eine Reisewohlfühloase in futuristischer Transparentarchitektur, die uns für einige Stunden die transzendentale Obdachlosigkeit des postmodernen Subjekts vergessen lässt. Die musikalische Tapete kommt nicht mehr vom Band, sondern wird von den Zugbegleitern nach deren Dienstschluss mundgeblasen.

Charmantes Dienstpersonal in gutsitzenden Uniformen achtet darauf, dass die Passagiers-Aspiranten adrett gekleidet sind und gängigen westlichen Schönheitsvorstellungen entsprechen. "Uns ist wichtig, dass die Kinder gesunde Zähne haben", sagt Thomas Philipp, Leiter der Abteilung Aesthetic Human Interior Engineering der ÖBB. Wesentlich für das Gelingen des öffentlichen Raumes sei auch das Commitment der Nutzer. "Schiache Leute sollten lieber erst in Attnang Puchheim zusteigen", präzisiert eine Dame am Info-Schalter im VIP-Lounge-Bereich.



Ein großes Problem haben die ÖBB in Linz erstmals gelöst. Dank ausgefeilter logistischer Systemoptimierungen können Zuckerrüben endlich ohne Verzögerung von Alkoven nach Wien West oder Paris und Venedig transportiert werden:

90 Prozent der Plätze im neuen, superschnellen Railjet sind den Rüben vorbehalten, Passagiere dürfen nur mit einer kostenpflichtigen Reservierung einsteigen.


"Klar kann es durch die dadurch entstandenen Verspätungen für Menschen zu leichten Frustrationserlebnissen kommen", erklärt der hauseigene Mobilitätberater Boris Dures, ehemaliger usbekischer Infrastrukturminister. "Dafür ersuchen wir um Ihr Verständnis."

Sehr gut angenommen wird das Angebot, Namen für einzelne Linien zu kaufen. "Wiener Einkaufstraßen" rangiert auf der Hitliste ganz oben, deutlich vor dem zweitgereihten "Erlebnis Demokratie", deren Ergebnis die ÖBB ja letztendlich sind.

Die Redaktion der Lebensbeichte konnte der Versuchung nicht widerstehen und investierte den Marketing-Etat 2010 jetzt schon in den Erwerb eines Zugnamens. Er ist in der Überschrift dieses Beitrags versteckt.