Montag, 29. Juni 2009

Pflaster-Speckdackel

Ladies und Gentlemen,

Pflasterspektakel wär' wieder bei uns in der Stahlstadt. Zitternd und bangend wartet die Bevölkerung auf die endgültige Zusage des Top-Acts "Menschliche Pyramide auf Kaschperlradl":



Weil noch Platz für einen archäologischen Sensationsfund ist: Jüngst wurde auf der Promenaden-Baustelle ein antiker Roboter ausgegraben. Es handelt sich dabei um ein Vorläufermodell der in den späten 70ern des vorhergehenden Jahrtausends zu einiger Berühmtheit gekommenen Reihe R2D2.

Der Roboter erwies sich als noch funktionstüchtig. Er befindet sich nun in Landesdienst und schreibt Gedenkreden und Weblogs fauler Journalistinnen.

Sonntag, 14. Juni 2009

Fehleinschätzung des Jahres

Das (s. l.) soll die "beste Kennerin ihrer Heimatstadt" sein?! "Größte Pennerin in der Bettstatt" stimmt wohl eher.
Dennoch - der Journalist Robert B. Fishmann war in Linz, um die Kulturhauptstadt auszuspechteln - dringende, extrem uneigennützige Leseempfehlung: http://ecomedia.wordpress.com/2009/06/11/pixel-torten-und-ein-hohenrausch-linz-eur-kulturhauptstadt-2009/

Dienstag, 2. Juni 2009

Brennender Hundekot (Kulturhaupstadtkolumne für die "Streifzüge")


Nicht unbeträchtlich war die Pause zwischen erstem und zweitem Teil des Kulturhauptstadtgeraunzes – aber wir kommen hier in Linz vor lauter Kultursensationen kaum zum Luftschnappen. Bunte Fahnen, Zirkuszelt, Riesenrad – jauchz!

Oft kommt es nun vor, dass die Raunzerin auf den Stufen des frisch aufgesexten Ars Electronica Centers reizgeflutet rasten muss. Dort ist die prachtvoll funkelnde LED-Fassade (wir sprachen in diesem Zusammenhang vom Liebesspiel einer Herde Leuchtquallen) eindrucksvoll zu bestaunen.
Wie lieb von der Stadt, ihren Eingeborenen dieses Schauspiel zu gewährleisten, indem es einen Teil der MitarbeiterInnen freisetzt. Sie haben nun genug Tagesfreizeit, um im Freien zu sitzen und die Pracht zu bewundern. Soll dem renitenten Prekariat eine Lehre sein, auf Anstellung zu klagen! Es gilt nur aufzupassen, dass es nicht wieder die Polizeibeamten provoziert.
Gut auch, dass uns nach Androhung seines OÖ-Einstieges das Gutmenschenperiodikum „Falter“ nun doch nicht unser schönes Kulturhauptstadtjahr madig macht. Das Land der Mostdipfe und -schädel ist, so sieht das nicht nur der kleine Prinz des Landes, mit den beiden volksnahen Belangsgazetten „Bezirksrundschau“ und „Tips“ ausreichend mit Wochenzeitungen versorgt. Die sind mit Überschriften wie „Hundekot brennt den Linzern unter den Nägeln“ immer ganz nahe bei den Leuten (s.o.).
Apropos Volksmaulschau-Journalismus: Mittlerweile hält sogar das größte Kleinformat die Linz’09-Organisation für nicht mehr satisfaktionsfähig. Auch sein regionaler Hauptkonkurrent (Blattlinie: „Platzhirsch unter den Familienzeitungen“) beschränkt sich in Sachen `09-Berichterstattung seit seiner Hitler-Quoten-Schinderei auf Einzelrezensionen.





Das ist natürlich schlimm, denn so bekommt die Freie Szene noch mehr Raum für ihre Garstigkeiten. Übelstes Beispiel: „Dobuschido – der Film“. Hier wird nicht nur der um das Landeswohl bemühte Ludwig Scharinger aufs gemeinste angepatzt, sondern auch der Intendant als „geiler alter Sack“ denunziert. Pfui und bis demnächst!



Montag, 1. Juni 2009

Schluss mit dem Ausnahmezustand

Strawanzen durch die Kulturhauptstadt, Teil V


Ein Dutzend seltsamer Gestalten in Strahlenschutz-Anzügen kriecht auf den Hauptplatz. Verstößt schon wieder böses Gesindel gegen das Vermummungsgebot? Übt da jemand für den Ernstfall? Nein, der ist schon eingetreten: Die „Ausblenden“-Tour von „Social Impact“ führt auf überwachungsfreien Routen durch die Innere Kulturhauptstadt. Was erschreckend schwer geworden ist, denn die Kameraüberwachung ist bald schon lückenlos möglich. Die Teilnehmer sollen dafür unerkennbar bleiben. Umso sichtbarer waren sie in ihrer seltsamen Montur und Fortbewegungsweise für die Linzer im Normalzustand.

Apropos Normalzustand: Den wollte das Festival der Regionen in den als „kulturfern“ geltenden wilden Süden der Stadt bringen. Statt jugendlicher Möchtegern-Gangs machten Interessierte Gassi-Runden mit ortskundigen Hunden. Wer da wen führte, war nicht vorgegeben. Wie immer kommt gerade beim planlosen Flanieren allerlei Nettes zu Tage.

Was nicht unbedingt bei allen der Fall war, deren Wege sich mit der heutigen Kulturhauptstadt kreuzten. Das ist Kern der Ausstellung „Nur durchgereist“ im Stifterhaus. Hier kann man sich über Stefan Zweigs Linz-Provinz-Assoziation oder Thomas Bernhards Diktum „In Linz geboren, allein das ist ein fürchterlicher Gedanke“ echauffieren und sich dann aufmachen, ihn Lügen zu strafen.

Oder ihn zu bestätigen. Das funktioniert nach wie recht gut über all jene Aktionen, die nicht zum offiziellen Linz’09-Programm gehören. Etwa durch den Film „Dobuschido“, in dem das unaussprechliche Kultur-Kollektiv „qujOchÖ“ dem Bürgermeister das Rappen beibringt und dabei den Machern der Kulturhauptstadt einschenkt.

Wer anderen Machern einschenken wollte, wurde auf der „Subversiv Messe“ in der Hafenhalle fündig. Unter dem Deckmantel einer gewöhnlichen Messe wurden hier verschiedenste Technologien und Strategien des intelligenten, gewaltfreien Widerstands präsentiert. Also etwa Tipps zur richtigen, nicht strafbaren Vermummung beim „Basic Rebel Clown Training“.

Reden ist immer besser als Gewalt, liebe Kinder. Als Konsequenz lieh „Der kranke Hase“ auf dem Pfarrplatz drei Tieren eine Stimme. Als Lohn gab es zwar kein Futter, dafür aber Diskussionen über den Sinn des Lebens – mit einem Truthahn. Auch recht.